Hungaro Tune
Ein Konzertprogramm nach Ideen von Elisabeth Kulman & Georg Breinschmid
Pannonische Power
Ein Programm nach Ideen von Elisabeth Kulman und Georg Breinschmid rund um die Musik Ungarns
Für großes Symphonieorchester und Jazzsolisten featuring Elisabeth Kulman
HUNGARO TUNE ist kein gewöhnlicher Ausflug ins Nachbarland, sondern eine musikalische Inspiration, ein Echo auf die ungarische Musik. Rezsö Seress veröffentlichte 1933 ein schwermütiges Lied, «Szomorú vasárnap» («Trauriger Sonntag») hieß es. Etliche Budapester, so sagt man, seien deswegen in die Donau gegangen – die Mär vom «ungarischen Selbstmordlied» war geboren. Zwar stimmt es: Der Text dieses Songs ist dunkelgrau. Dass er eine Suizidwelle auslöste, aber völlig unbewiesen.
Sonst wäre das Stück auch kaum zum Jazz-Standard namens «Gloomy Sunday» geworden, den Billie Holiday weltberühmt machte. Dieser «Sunday» ist nicht nur darum merkwürdig. Er passt gar nicht zum Klischee vom Musikland Ungarn: Dort gibt ja angeblich die «Zigeunergeige» den Ton an. Dass man dort deutlich mehr zu bieten hat, stellt HUNGARO TUNE unter Beweis.
Orchester, Dirigent und die prominente Solistenriege nehmen ein buntscheckiges Programm in Angriff: «Es ist es wert, einen Blick nach Ungarn zu werfen», sagt Kulman. «So nah uns das Land geografisch ist, so wenig bekannt ist uns seine Musik. Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt, dieser extreme Gegensatz beschreibt vielleicht am besten das ungarische Gemüt.» Elisabeth Kulman weiß, wovon sie spricht, wuchs sie doch im Burgenland mit der ungarischen Sprache und Kultur auf.
Aber auch die groovigen Gefilde kommen nicht zu kurz. Hauptzuständig dafür ist Georg Breinschmid. Der Jazzer mit dem Faible für feurige Folklore steuert eigene Werke bei wie eine «12-Ton-Nóta» oder das skurrile Bravourstück «Schnörtzenbrekker», das «durchaus als Csárdás durchgehen kann», wie Breinschmid sagt. Überhaupt hat er eine Leidenschaft für das Ungarische, speziell Bartóks Musik. «Der war immer eine Riesen-Inspiration für mich.»
Für Arrangeur Tscho Theissing, Mastermind von Kulmans gerühmter Mussorgsky-CD, bleibt trotzdem genug Arbeit. Er verwandelt Breinschmid-Stücke in Orchesterwerke und schickt den «Gloomy Sunday» – ausgehend vom ungarischen Original – auf die Reise ins heutige Amerika. Ravels «Tzigane» bleibt dagegen im funkelnden Original-Orchesterkleid. Und wenn Elisabeth Kulman das Lied von den «Drei Zigeunern» singt, greift man auf Liszts Orchesterfassung zurück. Doch ob klassisch deklamiert oder improvisiert wird – das Orchester hat unter Dirigent Guido Mancusi gut zu tun. Breinschmid: «Sie werden orchestral kaum weniger gefordert sein als die Solisten.» Wobei das Ensemble in besten Händen ist: «Ich kenne keinen Dirigenten, der so viel Klassikverständnis und gleichzeitig Groove-Gespür wie Mancusi hat.»
Sängerin Elisabeth Kulman ist im Osten Österreichs, wenige Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, geboren und aufgewachsen und hat die ungarische Kultur und Sprache in die Wiege gelegt bekommen. Die ungarische Musik war im Elternhaus ständig präsent, Kulman (deren Name eine Variante von Kálmán ist) war Mitglied in der örtlichen ungarischen Tanzgruppe, später studierte sie (noch vor dem Gesangsstudium) Finno-Ugristik (finnisch-ungarische Sprachgruppe) und Russisch.
Jazzbassist und Komponist Georg Breinschmid hat von jeher eine große Affinität zu ungarischer, auch ungarisch inspirierter Musik – er nennt Béla Bartók als ganz großen Einfluss und hat sich von der Musik Pannoniens schon immer magisch angezogen gefühlt. Ein gemeinsames Projekt der beiden lag schon eine Weile in der Luft – die naheliegende Idee war, Bartók, Kodály, ungarische Volksmusik, Gipsy-Elemente und ähnliche Einflüsse in einen eigenen Kontext zu übersetzen.
Die weiteren Solisten von HUNGARO TUNE sind Weltklasse-Geiger Benjamin Schmid und der bulgarische Pianist Antoni Donchev, beide in der Klassik- und Jazzwelt gleichermaßen zuhause, sowie die Arrangeure Tscho Theissing und Ferry Janoska, die für die Orchesterarrangements verantwortlich zeichnen.
HUNGARO TUNE feierte seine Premiere am 18. April 2013 im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Das Konzert am 19. April 2013 im Festspielhaus St. Pölten wurde mit mehreren Kameras mitgefilmt. Vier Ausschnitte stellen wir hier kostenlos zur Verfügung. Viel Freude!
Hungaro Tune
Live-Mitschnitt vom 19. April 2013 – Festspielhaus St. Pölten
Mit:
Elisabeth Kulman, Mezzosopran
Benjamin Schmid, Violine
Antoni Donchev, Klavier
Georg Breinschmid, Kontrabass
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Dirigent: Guido Mancusi
Arrangements: Tscho Theissing, Ferry Janoska
Das Programm
Georg Breinschmid
Schnörtzenbrekker (Bearbeitung für Violine, Kontrabass, Klavier und Orchester: Tscho Theissing)
Ferry Janoska
Drei ungarische Volkslieder – „A csitári hegyek alatt / Egy gyenge kismadár / Csillagok, csillagok“
Zoltán Kodály
„Szegény vagyok“ | „Arm bin ich“ aus der Oper „Die kaiserlichen Abenteuer des Háry János“
„Jaj! Jöjjön haza, édesanyám“ aus „Szekely fonó“ | „Die Spinnstube“ – Ein ungarisches Lebensbild aus Siebenbürgen
Maurice Ravel
„Tzigane“ Rhapsodie für Solo-Violine und Orchester
Georg Breinschmid
„12 Ton-Nóta“ für Kontrabass, Klavier und Orchester (in Zusammenarbeit mit Tscho Theissing)
Béla Bartók
„Szabad változatok“ | „Free Variations“ aus Mikrosmos für Klavier
Antoni Donchev
„Variation of Freedom“ (Arrangement für Klavier, Kontrabass und Orchester)
Georg Breinschmid
12 Ton-Csárdás (Arrangement für Klavier, Kontrabass und Orchester: Tscho Theissing)
Balkandrom (Bearbeitung für Violine, Kontrabass, Klavier und Orchester: Michael Radanovics)
Rezsö Seress
„Szomorú Vasárnap“ | „Gloomy Sunday“ (Bearbeitung für Mezzosopran, Violine, Kontrabass, Klavier und Orchester: Tscho Theissing)
Tscho Theissing
„Sunday really gloomy indeed“ für Violine, Klavier und Orchester
Rezsö Seress
„Gloomy Sunday“ (Bearbeitung für Mezzosopran, Violine, Kontrabass, Klavier und Orchester: Tscho Theissing)
Franz Liszt
„Die drei Zigeuner“ für Mezzosopran und Orchester
Emmerich Kálmán
„Höre ich Zigeunergeigen“ – Auftrittslied der Mariza aus der Operette „Gräfin Mariza“ (Bearbeitung: Tscho Theissing)
Zugaben
Emmerich Kálmán
„Jaj, mamám, Bruderherz“ aus „Die Csárdásfürstin“ (Bearbeitung für Mezzosopran, Violine, Kontrabass, Klavier und Orchester: Tscho Theissing)
Volkslied
„Szerelem“ (Bearbeitung für Mezzosopran, Bariton und Orchester: Ferry Janoska)